Mitteldeutsche Schäfer schlagen Alarm
Pressemitteilung der Mitteldeutschen Schafzuchtverbände:
Die Vorsitzenden der Landesschafzuchtverbände aus Berlin-Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beklagen den dramatischen Rückgang der Schafbestände in Mitteldeutschland. Nach neusten Angaben des Statistischen Bundesamtes sank der Bestand an Mutterschafen in diesen Bundesländern in den letzten 5 Jahren um über 42.900 Stück auf 246.500 Mutterschafen. Dies entspricht einem Rückgang um fast 15%!
Das sind ca. 70 Familienbetriebe, die die Schafhaltung in den letzten 5 Jahren aufgaben, so der Vereinsvorsitzende von Sachsen-Anhalt, Klaus Gerstenberg. Damit setzt sich der Abbau des Schafbestandes in Mitteldeutschland ungebremst fort. Grasten 1997 noch 438.500 Mutterschafe auf unseren Weiden, so sind es 10 Jahre später nur noch 371.000 und im Jahr 2017 nur noch 246.500 Stück.
Die Ursachen für den Rückgang sind vielfältig: mangelnde Einkünfte, körperliche Tätigkeit bei Wind und Wetter, Wochenendarbeit und derzeit fehlende Perspektiven machen den Schäferberuf nicht gerade attraktiv für den Nachwuchs.
Dabei sind Schafe für den Naturschutz, der Erhaltung unserer Kulturlandschaft und der Deichpflege eigentlich unentbehrlich und gesellschaftlich erwünscht, so Jens-Uwe Otto vom Thüringer Landesverband. Er beklagt eine unzureichende Würdigung dieser Leistungen durch die Gesellschaft; denn von Wolle und Lammfleisch kann schon lange kein Schafhalter mehr leben! Wenn die Gesellschaft weiter glaubt, dass die Schäfer quasi nebenbei die Landschaft pflegen können, muss sie sich bald überlegen, wer dies in Zukunft macht.
Eine bessere Vergütung der Pflegeleistungen fordert auch Detlef Rohrmann vom Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband. Im jetzigen Fördersystem wird der Schafhalter in die Rolle des Bittstellers gedrängt, sanktioniert und nicht als Partner in Sachen Naturschutz angesehen. Hier bedarf es dringend Korrekturen. Auch die Mehraufwendungen, die den Schafhaltern nun noch zusätzlich durch das Auftreten des Wolfes entstehen, müssen in Zukunft berücksichtigt werden.
Die mitteldeutschen Schafzuchtverbände fordern daher nachdringlich die sofortige Einführung einer Weidetierprämie für Schafe und Ziegen. Nur so kann der dramatische Bestandsabbau gestoppt werden. Die gekoppelte Prämie aus der 1. Säule der EU könnte schon im Jahr 2019 an die Schäfer ausgezahlt werden, wenn die Politik dies will, so schränkte Knut Kucznik vom Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg ein. Hierzu muss Deutschland bis zum April dieses Jahres den entsprechenden Antrag bei der EU stellen. Mit Unterstützung aller, sollte dies auch möglich sein.
Langfristig fordern die Vorsitzenden keine Förderung sondern eine gerechte Bezahlung ihrer Arbeit für den Natur- und Artenschutz in Mitteldeutschland. Nur so werden auch in Zukunft noch Schafherden unsere Kulturlandschaft pflegen.
Klaus Gerstenberg, Vorsitzender Landesschafzuchtverband Sachsen-Anhalt e.V.
Jens-Uwe Otto, Vorsitzender Thüringer Landesschafzuchtverband e.V.
Detlef Rohrmann, Vorsitzender Sächsischer Schaf- und Ziegenzuchtverband e.V.
Knut Kucznik, Vorsitzender Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg e.V.