Erfolgreicher 8. „Pommerntag“ in Berkholz-Meyenburg
Auch in diesem Jahr organisierte die mit dem Züchterpreis 2009 des Land Brandenburg ausgezeichnete Schäfermeisterin Gunda Jung die Regionalveranstaltung zur Nachzuchtbewertung, Leistungsprüfung, Körung und Auktion von Rauwolligen Pommerschen Landschafen am 11.August in Berkholz-Meyenburg.
Abb.1: Bekannte Gesichter bei der Tierbewertung auf dem Brandenburger Pommerntag v.l.n.r.: Gunda Jung, Klaus Herrmann, Frau Dr. Grieben)
Insgesamt wurden 40 weibliche Jährlinge und 4 Böcke von insgesamt 8 Züchtern aus Brandenburg aufgetrieben. Darüber hinaus stellten einige Züchter schon gekörte Zuchttiere zum Verkauf vor.
Als Mitglieder der Körkommission agierten der erfahrenen Pommernzüchter Klaus Herrmann, ehemaliger Zuchtleiter im Schafzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern aus Ummanz, der langjährige Pommernzüchter und Vorsitzende der Interessengemeinschaft Rauhwolliger Pommernschen Landschafe Joachim Westphal aus Groß Zicker, Rügen, sowie Schäfermeister Jens Kath, Vorstandsmitglied im SZVBB und Zuchtwart für die Uckermark. Auch Dr. Michael Jurkschat vom LELF war im Rahmen der Prüfung von Zuchtveranstaltungen aktiv engagiert und Frau Dr. Christiane Benesch vom Herdengesundheitsdienst sorgte für die Einhaltung aller Veterinärbestimmungen.
Dem interessierten und auch fachkundigen Publikum stellte Herr Herrmann gekonnt launig die züchterischen Besonderheiten des Pommernschafes und die bisweilen schwierigen Bemühungen vor, diese Kulturrasse vor dem Aussterben zu erhalten. Es war nur der Passion von wenigen Züchtern in der DDR geschuldet, diese weder für die spezialisierte Feinwollerzeugung noch für die Fleischerzeugung scheinbar geeignete Rasse zu Zeiten der verordneten Erzeugungsziele nicht aussterben zu lassen. Erst die Anfrage aus Westdeutschland, ob es denn noch Rauhwollige Pommernschafe gäbe, führte zur Förderung der nun teilweise auf Export ausgerichteten Pommernschafhaltung und schließlich zur Bildung der Interessengemeinschaft des Rauhwolligen Pommernschen Landschafes.
Das Erscheinungsbild der vorgestellten Tiere, vorwiegend aus der Zuchtlinie 4 und einige wenige Tiere aus den Zuchtlinien 3 und 7, ist wegen der Variation der Vliesfarben und auch der Vliesbeschaffenheit (Kraft) weniger einheitlich als bei anderen Landschafrassen . Die Vliesfarbe variiert zwischen stahlblau bis braun/blau bis graublau (Abb. 2) oder auch schmutzig-weiß. Mähnenbildung ist nicht mehr erwünscht.
Abb. 2: Vlies des graublauen Farbschlages
Die Ergebnisse der Veranstaltung können wie folgt zusammengefasst werden:
Tab.1.: Übersicht zu Leistungsdaten der aufgetriebenen Jungschafe (n=40)
Lebendm. (Kg) | Alter (T) | LTZ (g/ T+T) |
Wollnote |
Exterieurnote |
|
Mittel |
47,8 |
519 |
86 |
7,0 |
7,4 |
Min |
37,5 |
475 |
67 |
6 |
7 |
Max |
65,5 |
530 |
119 |
9 |
8 |
Tab.2.: Übersicht zu Leistungsdaten der aufgetriebenen Jungböcke
Nummer |
Lebendm. (Kg) |
Alter (T) |
LTZ (g/ T+T) |
Wollnote |
Exterieurnote |
DE011210204312 |
75,5 |
577 |
124 |
8 |
8 |
DE011210217236 |
63,5 |
528 |
113 |
7 |
7 |
Zum besten Jungschaf der Veranstaltung wurde das Tier mit der HB-Nr.DE011210213197 aus der Zucht AG Vierraden (Schäfermeisterin Gunda Jung) gekürt (LM: 46,8, Alter:515 Tage, LTZ: 84 g; Wollnote: 9, Exterieurnote: 8).Diese hervorragende Leistung ist mit der Vergabe einer Bronzemedaille des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL) an die Herdenbetreuerin Schäfermeisterin Gunda Jung gewürdigt worden.
Bester Bock wurde das Tier mit der Nr. DE011210204312 der Familie Kronberg (Sperenberg).
Nach Beendigung der Leistungsprüfung war Herrn Westphal noch bereit, zur Arbeit der Interessengemeinschaft, zur Rasse und ihrer Struktur, zur Historie und zu den besonderen Leistungseigenschaften dieses fruchtbaren und genügsamen Landschafes im Rahmen eines Seminars zu berichten. Seine Erzählungen können am besten durch folgende Auszüge aus dem web-Portal „http://www.rauhwoller.de/Pommernschafe/historie.htm“ wiedergegeben werden:
„Eine der ältesten Landschafrassen stand schon kurz vor dem Aus
Ein 3.600 Jahre alter, vor der Ostseeinsel Rügen gefundener, mit einer Bootsbaustelle untergegangener Handschuh erbrachte den Beweis: Die Vliese der heutigen Rauhwolligen Pommerschen Landschafe gleichen denen ihrer Vorfahren aus der Frühzeit im wahrsten Sinne des Wortes bis aufs Haar. Textilforscher nahmen zunächst an, man habe seinerzeit Hirschhaare in die Wollfasern eingearbeitet. Doch dem Zuchtverband gelang es durch Wollproben und Vergleiche mit jenem Handschuh nachzuweisen, dass die damaligen Schafe in Pommern, genau wie ihre heutigen Nachfahren, Kurzhaare in ihrer Wolle besaßen. Die dadurch entstehenden hautaktiven Luftzwischenräume innerhalb des Vlieses regulieren ganz nach dem Befinden des Tieres die Wärmewirkung. Die Rauhwolligen Pommerschen Landschafe trotzten allen Witterungsunbilden – Regen, Nässe und kaltem Wind. Ihre Wolle eignete sich für witterungsfeste Pullover besonders gut. Als jedoch Schafe nur nach Wollfeinheit und Fleischfülle beurteilt wurden, gerieten die Rauhwoller ins Abseits.
In letzter Minute gerettet
Doch was jahrtausendelang ihr Überleben unter harten Umweltbedingungen sicherte und von den Menschen geschätzt war, blieb nur noch bei den Landsleuten, insbesondere den Frauen, die beim Stricken an die Besonderheiten dieser Wolle gewöhnt waren, geschätzt.
Um die Mitte unseres Jahrhunderts gab es noch Zigtausende Rauhwoller . Doch dann setzte bald der verhängnisvolle Trend nach Vereinheitlichung ein, dem schon so viele Tierrassen und auch Pflanzenarten und -sorten zum Opfer gefallen sind. Auch das Rauhwollige Pommersche Landschaf verschwand fast vollständig von der Bildfläche. Eine Zählung hatte es ans Licht gebracht: ganze 46 Muttern, acht Jährlinge und sieben Böcke gab es noch. Nicht zuletzt dank des hartnäckigen Engagements heimatvertriebener Pommern, die sich in Westdeutschland angesiedelt hatten, setzte die UNO diese alte Landschafrasse auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen.
Neuaufbau der Zucht
7 Böcke, die abwechselnd in Linienrotations-Kreuzung ein-gesetzt wurden, begründeten den Aufbau einer neuen Zucht. Heute gibt es einige Anhänger, die die Vorzüge dieser Rasse wiederentdeckt haben und somit versuchen, ihren Fortbestand zu sichern. Besondere Wertschätzung genießen die Pommernschafe bei Haltern mit kleineren Beständen; hier steht weniger der Geschäftssinn, mehr der kulinarische Genuss des wildbrettartigen Fleisches im Vordergrund. Die Nutzbarkeit der besonders hochwertigen grauen bis blaugrauen Wolle gibt dieser Rasse zusätzlich Auftrieb. Geradezu sprichwörtlich ist ihre Robustheit und Genügsamkeit, ohne die eine ausreichende Entwicklung, bei ganzjähriger Freilandhaltung und ohne Einsatz von Kraftfuttermitteln, wohl nicht zu erreichen wäre. Ausgestattet mit diesen Argumenten, ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis man dieses Landschaf zu den gesicherten Kulturgütern unserer Landwirtschaft zurechnen und von der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen streichen darf.
Das 1982 eingeführte Linienrotationsprinzip hatte seine eigentliche Bedeutung wohl nur zu Beginn der Erhaltungszucht, um immer wieder zu erreichen, dass nur Tiere mit ausreichend genetischem Abstand zueinander verpaart werden. Heute dürfte eine derartige Vermischung der Gene erfolgt sein, dass die Zugehörigkeit der Linie in den Hintergrund gerückt ist. Nach wie vor halte ich die Fortführung der einzelnen Linien dennoch für sinnvoll. In regionalen Bereichen, z.B. auf Niedersachsen bezogen, behält man einfach besser den Überblick über die Verwandschaftsverhältnisse von Böcken“.
Schwerpunkt der heutigen Zucht ist eindeutig in Mecklenburg-Vorpommern. Brandenburger Züchter sind daher interessiert, mit den Kollegen aus Mecklenburg zu kooperieren und gemeinsame Körveranstaltungen und Bockauktionen für den Austausch von Zuchttieren zu nutzen. Die Brandenburger Züchter wünschen daher einen Termin für die Leistungsprüfung und Bewertung vor jenem der Mecklenburger Züchter.
In 2013 wird die Regionalveranstaltung zum Rauhwolligen Pommerschen Landschaf am Samstag, den 24.August stattfinden und wir hoffen, dass alle Brandenburger Züchter die Gelegenheit zur Nachzuchtbewertung, Körung und Verkauf ihrer Zuchttiere nutzen werden. Gunda Jung wird in bewährte Art diese Veranstaltung im Rahmen eine „Pommerntages“ in Berkholz-Meyenburg organisieren.
Der SZVBB dankt Frau Jung und allen Helfern für dieses Engagement und wünscht auch für das nächste Jahr viel Züchterglück und –erfolg.
Prof. Kurt J Peters
Zuchtleiter